autismus Bayern e.V. wird gefördert durch die gesetzlichen Krankenkassen und deren Verbände in Bayern.

autismus Bayern e.V. positioniert sich klar gegen die Therapieform ABA (Applied Behavior Analysis)

Als Landesverband autismus Bayern e.V. sehen wir uns in der Verantwortung, klar Stellung zu beziehen, wenn es um Therapieformen geht, die das Wohlergehen autistischer Menschen betreffen können. Nach intensiver Auseinandersetzung mit der Angewandten Verhaltensanalyse (Applied Behavior Analysis, kurz ABA) und in Übereinstimmung mit unseren Mitgliedsvereinen positionieren wir uns entschieden gegen diese Therapieform.

Grundlage unserer Position

Unsere Haltung stützt sich maßgeblich auf die fundierten Positionspapiere unserer Mitgliedsvereine:

Diese beiden Papiere bilden das Fundament für unsere landesweite Position und zeigen, dass die Kritik an ABA nicht isoliert, sondern wissenschaftlich fundiert und fachlich begründet ist.

Warum wir ABA ablehnen

1. Unterdrückung natürlicher Verhaltensweisen

ABA zielt darauf ab, autistische Verhaltensweisen zu unterdrücken und durch neurotypische Verhaltensweisen zu ersetzen. Dies ignoriert die Tatsache, dass viele autistische Verhaltensweisen wichtige Funktionen haben – sei es zur Selbstregulation, Kommunikation oder als Bewältigungsstrategie. Die Unterdrückung dieser natürlichen Verhaltensweisen kann zu erheblichem Stress und psychischen Belastungen führen.

2. Masking und langfristige psychische Folgen

ABA trainiert autistische Menschen darauf, ihre natürlichen Reaktionen zu maskieren und ständig neurotypisches Verhalten zu simulieren. Dieses permanente "Masking" ist extrem erschöpfend und kann zu Burnout, Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen führen. Studien zeigen, dass ehemalige ABA-Teilnehmer häufiger unter PTBS-Symptomen leiden.

3. Missachtung der Autonomie und Würde

ABA behandelt autistische Menschen oft als passive Objekte, die "korrigiert" werden müssen, anstatt sie als Individuen mit eigenen Bedürfnissen, Präferenzen und Rechten zu respektieren. Die Methode ignoriert die Kommunikationsversuche autistischer Menschen und zwingt ihnen fremde Verhaltensweisen auf.

4. Veraltetes Verständnis von Autismus

ABA basiert auf einem defizitorientierten Verständnis von Autismus, das inzwischen als überholt gilt. Moderne Autismusforschung erkennt Autismus als neurobiologische Variante an, nicht als Störung, die "repariert" werden muss. ABA ignoriert diese Erkenntnisse und hält an pathologisierenden Ansätzen fest.

5. Fokus auf äußeres Verhalten statt inneres Wohlbefinden

ABA misst Erfolg ausschließlich an der Anpassung äußerer Verhaltensweisen, ohne das innere Erleben und Wohlbefinden der autistischen Person zu berücksichtigen. Ein Kind mag nach ABA-Behandlung äußerlich "normaler" wirken, innerlich aber leiden und traumatisiert sein.

Unsere Alternative: Akzeptanz und Unterstützung

Statt auf verhaltensverändernde Therapien zu setzen, befürworten wir Ansätze, die:

  • Die Neurodiversität respektieren und autistische Eigenarten als natürlich anerkennen
  • Auf die individuellen Stärken und Interessen autistischer Menschen aufbauen
  • Kommunikation in allen Formen unterstützen und fördern
  • Selbstbestimmung und Autonomie stärken
  • Das Umfeld sensibilisieren und anpassen, statt die autistische Person zu verändern
  • Echte Inklusion fördern, die Unterschiede wertschätzt

Unser Appell

Wir appellieren an alle Fachkräfte, Eltern und Entscheidungsträger in Bayern:

Setzen Sie auf Therapieformen, die das Wohlbefinden autistischer Menschen in den Mittelpunkt stellen. Fördern Sie Ansätze, die Kommunikation unterstützen, Selbstregulation lehren und die individuellen Stärken entwickeln – ohne dabei die autistische Identität zu unterdrücken.

Hören Sie auf autistische Stimmen. Die Betroffenen selbst sind die besten Experten für ihre eigenen Bedürfnisse. Ihre Erfahrungen und Perspektiven müssen bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Fazit

Als autismus Bayern e.V. stehen wir für eine inklusive Gesellschaft, die autistische Menschen so akzeptiert, wie sie sind. ABA widerspricht diesem Grundsatz fundamental. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass autistische Menschen in Bayern Zugang zu respektvollen, evidenzbasierten und würdevollen Unterstützungsformen erhalten.

Die Positionspapiere von autismus Regensburg e.V. und Autismus Mittelfranken e.V. zeigen eindrucksvoll, dass diese Position nicht nur ethisch geboten, sondern auch fachlich fundiert ist. Gemeinsam setzen wir uns für eine bessere Zukunft autistischer Menschen in Bayern ein.


Für weitere Informationen und bei Fragen zu unserer Position wenden Sie sich gerne an uns. Die vollständigen Positionspapiere unserer Mitgliedsvereine finden Sie über die oben genannten Links.

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